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Perspektivwechsel

 

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?  Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.“ (Joh 14, 1-4)

 

 

Zu dieser Perikope habe ich zu Studienzeiten meine erste Probepredigt bei den Karmelitern in Mainz gehalten. Damals habe ich die anwesenden Personen etwas verwirrt, vielleicht auch ein wenig verblüfft: eigentlich kennt man den Text klassischerweise als Evangelium bei Trauerfeiern oder Sterbeämtern. Aber ich habe mehr in dem Text gesehen – viel mehr. Und dieses „Mehr“ könnte passender im Moment nicht sein.

 

 

Ich habe mich sehr auf die Zusage Jesu „Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kenn ich“ konzentriert. Diese Zusage hat doch etwas Bestärkendes. Sie sagt aus: Du, ja genau du! DU - der nicht Theologe ist; DU - der schon gar kein Priester ist; und DU - der mich still im Verborgenen anbetet….IHR ALLE kennt den Weg, den ich euch voran gehe. Dazu braucht ihr nichts als euch selbst.

 

 

Jeder Mensch trägt diesen Glaubenssinn in sich. Und das es so ist, ist nichts Neues und auch nichts, was ich mir bei den Haaren herbei gezogen habe. Das hat die katholische Kirche schon beim II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) in der dogmatischen Konstitution Lumen Gentium (LG 12) festgehalten und betont.

 

 

Was möchte ich jetzt damit sagen? Nun ja…viel wichtiger ist, zu betonen was ich damit NICHT sagen möchte. Ich möchte damit nicht sagen, dass wir die Kirche als Institution und auch als Ort des Betens nicht brauchen. Es geht mir nicht darum zu sagen, dass Glaube Privatsache ist und man es für sich alleine tun kann.

 

 

Was ich aber sagen möchte, ist, dass das Verbot der öffentlichen Gottesdienste dem Glauben in dieser schweren Situationen keinen Abbruch tut. Wir alle tragen einen Glaubenssinn in uns und sind Gott in dieser Zeit nicht weniger nahe, nur weil wir in keinen Gottesdienst gehen können. Wir sind Gott in diesen Tagen sogar näher denn je, weil wir die Chance haben uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu uns selbst und somit zu ihm zu finden.

 

Denn einer Sache können wir uns immer sicher sein:

den Weg zu Gott, den kennen wir, egal was in unserer Welt geschieht.

 

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